Es sieht so aus, als ob der Weinjahrgang 2023 am Kaiserstuhl und Tuniberg ein guter werden könnte. Und das sowohl in puncto Menge als auch hinsichtlich der Qualität.
Tobias Burtsche, seines Zeichens Winzer und Weinbauberater für den Kaiserstuhl, äußert sich mit Blick auf den Weinjahrgang auf jeden Fall optimistisch, auch wenn bis zum prognostizierten Start der Hauptlese am 10./11. September natürlich noch viel passieren kann. Die Rebstöcke, so Burtsche, stünden derzeit gesund und vital in den Weinbergen. Auch die Wasserversorgung sei nach den Regenfällen im Juli zumindest auf tiefgründigen Böden weitgehend gewährleistet. Das sah zu Beginn des Jahres noch ganz anders aus. Laut dem Weinbauberater im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald hätten die geringen Niederschläge in diesem Winter nicht ausgereicht, um das aus dem Trockenjahr 2022 resultierende Wasserdefizit im Boden bis zum Start des Vegetationsjahres auszugleichen.
Immerhin habe es im Winter auch kaum gefährliche Fröste gegeben, die den Rebstöcken etwas anhaben hätten können. Lediglich in einer Nacht sei das Thermometer in den zweistelligen Minusbereich gefallen. Das sei für die Pflanzen, die Fröste bis minus 15 Grad Celsius wegstecken können, kein Problem gewesen. Die Niederschläge Anfang Mai hätten dann auch bei der Wasserversorgung der Reben zu einer gewissen Entspannung geführt, erinnert sich der Weinbauexperte.
Allerdings sei es in dieser Phase zu vereinzelten Hagelschäden am östlichen Kaiserstuhl gekommen. Berits Ende April hätten zudem Spätfröste in tieferen Lagen zu Schäden in mehreren Anlagen geführt - beispielsweise in Burkheim oder am Winklerberg. Der Austrieb erfolgte dann am 22. April, was ungefähr dem langjährigen Mittel entspricht.
Bei dann guter Wasserversorgung entwickelten sich die Pflanzen in der Folgezeit gleichmäßig und gut. „Innerhalb von sechs Wochen sind die Reben hochgewachsen“, erklärt Burtsche. Sorgen hätte den Winzern in dieser Phase jedoch der falsche Mehltau (Peronospora) bereitet. Die Böden seien ungewöhnlich stark mit dem Pilz befallen gewesen.
Bei den heftigen Regenfällen im Mai sei es dann zum sogenannten Splash-Effekt gekommen: Vom Boden wieder hoch spritzende Wassertropfen haben dabei die Pilzsporen auf die Unterseite der Weinblätter gebracht.
In der Folge sei es auch zum Befall der Gescheine - so heißen die rispenartigen Blütenstände des Weinstocks - gekommen. Durch das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln, so Burtsche, konnte das Infektionsgeschehen jedoch rasch wieder eingedämmt werden. Ausfälle, die durch den falschen Mehltau verursacht wurden, seien zum Glück unerheblich. Ab Ende Mai folgte wieder eine längere Trockenphase, die gerade bei jüngeren Anlagen zu Trockensymptomen geführt hat.
Für die Winzerinnen und Winzer bedeutete das, dass sie ab Mitte Juni ihre Anlagen auf den trockenen Standorten bewässern mussten. Die Rebblüte begann in den frühen Lagen am 8. Juni, in den späten Lagen ab dem 12. Juni und damit mit einem etwa fünf- bis siebentägigen Vorsprung gegenüber dem langjährigen Mittel. Burtsche spricht von einem problemlosen und schnellen Verlauf der Blüte und einer guten Anzahl von Beeren an den Trauben. Wenige Wochen vor dem Beginn der Weinlese seien die Reben in einem sehr guten Zustand.
Wenn jetzt nichts mehr dazwischenkommt, rechnet der Winzer und Önologe deshalb mit einem guten Ernteertrag etwa in Höhe der angestrebten Zielmarke von 90 Hektoliter pro Hektar. Auch die Qualitäten seien zu Beginn der Reife vielversprechend.
Der Weinbauberater lobt in diesem Zusammenhang auch die Winzerinnen und Winzer, die im Weinberg gute Arbeit geleistet hätten. Die Anlagen seien hervorragend bearbeitet. „Es sieht bislang sehr gut aus“, lobt er. Damit sei die Situation in den Weinbergen des Kaiserstuhls und Tunibergs deutlich entspannter als im Trockenjahr 2022.
Jetzt wünscht sich Burtsche noch einen schönen, verträglichen Restsommer mit moderaten Niederschlägen ohne Unwetter, damit nach der ersten September-Dekade mit der Hauptlese begonnen werden kann. Das wäre ungefähr zehn bis zwölf Tage vor dem langjährigen Mittel, aber rund eine Woche später als im Vorjahr.