Die Restaurierung und der Umbau der historischen Pfefferle-Mühle in Oberdottingen ist abgeschlossen. Beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, können interessierte Besucher das gelungene Projekt in Augenschein nehmen.
Wer das etwa 10.000 Quadratmeter große Refugium mitten im Ort betritt, taucht in eine ganz eigene Welt ein. Alter Baumbestand, Bienenstöcke, Wiesen, Stauden und Rosen, ein paar Büsche geben erst nach einigen Metern Fußweg den Blick auf das altehrwürdige Anwesen frei. Die ältesten Gebäudeteile der ehemaligen Getreidemühle, beispielsweise das Ökonomiegebäude, stammen aus der Zeit um 1750, berichtet Edgar von Cramm, der das imposante Anwesen gemeinsam mit seiner Ehefrau Dagmar seit vielen Jahren sein Eigen nennt. Wahrscheinlich ist das benachbarte Wohnhaus noch älter, vermutet der heutige Eigentümer.
Später, im Jahr 1765, wurde das Mühlengebäude um einen Anbau erweitert, der im Innern mit Stuckverzierungen und anderen Annehmlichkeiten deutlich aufwendiger gestaltet wurde, um sogenannten höhergestellten Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten. Zum Inventar gehörten auch zwei Kachelöfen, um die Gästequartiere zu wärmen. Das führte zu statischen Problemen: Die Mitte des Hauses senkte sich ab und musste damals schon durch einen Holzpfeiler abgefangen werden.
Das historische Anwesen ist bereits seit 1968 im Eigentum der Familie von Cramm und wird seither Stück für Stück in Absprache mit dem Denkmalschutz restauriert. In der letzten Bauphase wurde nun das Ökonomiegebäude samt Hühner-, Rinder- und Schweinestalls saniert und zu sechs Ferienappartements umgebaut. „Natürlich in Absprache mit dem Denkmalschutz“, betont Edgar von Cramm. So wurde die kostspielige Sanierung durch die Denkmalstiftung Baden-Württemberg, das Landessanierungsprogramm, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und den Verein Schlösser und Gärten Deutschland unterstützt.
Ein Blick in die Appartements, die sich in die historische Gebäudestruktur gelungen einfügen und individuell oft mit vorhandenen Materialien wie alte Holzbalken gestaltet wurden, lohnt sich. Der alte Kuhstall wurde zu einem schönen und vielseitigen Veranstaltungsraum umgebaut und der Hof mit historischen Steinen frisch gepflastert. „Die meisten Firmen, die am Bau beteiligt waren, stammen aus Ballrechten-Dottingen oder aus der Region. Sie haben eine tolle Arbeit geleistet“, bedankt sich Freiherr von Cramm bei den Handwerkern und den Architekten.
Bei den Planungen mitgedacht wurde auch das viele Grün innerhalb des großzügigen Anwesens.
Schöne Baumbestände, Staudeninseln und eine gepflegte Landschaft entführen die Besucherinnen und Besucher in eine ganz eigene Welt. „Wir haben an unserer Mühle und dem schönen Grundstück sehr viel Freude“, betont Edgar von Cramm mit Stolz über die gelungene denkmalgerechte Restaurierung.
Die ursprüngliche Eigentümerfamilie Kaltenbach betrieb die Mühle seit der Anfangszeit, später ging sie an die Familie Pfefferle über, die dem Mühlenanwesen den Namen gab. Das Mühlrad wurde einst über einen Mühlenkanal, der vom Sulzbach abgezweigt wurde und gleich mehrere Mühlen mit der notwendigen Wasserenergie versorgt hat, bis ins Jahr 1905 angetrieben. Jahrzehnte bevor Familie von Cramm das Anwesen erwarb, wurde es von Irene Schmidt-Lorenzen, im Volksmund als „Mühlenfürstin“ bekannt, bewohnt.
Mehr zur Geschichte des schönen Anwesens können interessierte Besucher am Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 8. September, von 11 bis 17 Uhr erfahren. Die Familie führt die Besucher gerne durch das Anwesen und bewirtet mit Kaffee und Kuchen - bei schlechtem Wetter in der neuen, prächtigen Festscheune. Für Kinder gibt es eine Schatzsuche und weitere Überraschungen. Die Eigentümerfamilie gewährt auch einen Einblick in die Brennerei. Hausherrin und Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm, auch bekannt durch den SWR, verkleinert ihre Kochbuch-Bibliothek. Die Besucher können sich frei bedienen und nach Belieben spenden. mps