Der Stadtteil Dinglingen rückt vom 5. bis zum 30. Oktober in den Fokus der Eingemeindung von Lahr. Er bildet dabei eine Ausnahme in der Reihe ,,Sieben auf einen Streich - 50 Jahre Eingemeindung", denn Dinglingen wurde nicht vor 50, sondern beinahe vor 90 Jahren ein Stadtteil von Lahr. „Aber natürlich darf Dinglingen in einer Ausstellung zu den Lahrer Stadtteilen nicht fehlen“, betont die Stadthistorikerin Elise Voerkel.
Die Auftaktveranstaltung findet am Mittwoch, 5. Oktober, ab 17 Uhr im Foyer des Stadtmuseums statt: Bürgermeister Tilman Petters wird die Gäste begrüßen. Ihm wird sich der Vorsitzende Haiko Holland von der Bürgergemeinschaft Dinglingen anschließen, der Einblicke über die Bürgergemeinschaft geben wird. Walter Caroli, der vor Jahren bereits eine Chronik über Dinglingen geschrieben hat, übernimmt den historischen Part zum Stadtteil, der eine ganze Menge an interessanten Informationen zu bieten hat.
Was es über die Museumsarbeit, ganz speziell über die Reihe „Sieben auf einen Streich" zu berichten gibt, wird am Eröffnungstag Aufgabe von Elise Voerkel sein. Die Stadthistorikerin hat sich, seit sie in Lahr die Stelle der Stadthistorikerin übernommen hat, intensiv mit Dinglingen auseinandergesetzt und wird dabei auch auf die Exponate eingehen, die während der rund vierwöchigen Ausstellung im Foyer der Tonofenfabrik gezeigt werden.
Musikalisch wird die Ausstellung durch zwei Trompeter der Harmonie Dinglingen umrahmt. Fotos von früher und heute werden über einen Bildschirm in der Tonofenfabrik flimmern, präsentiert von Jakob Vogel von der Bürgergemeinschaft Dinglingen.
Weil Dinglingen schon immer ein wichtiges Eingangstor zu Lahr war, ist die Geschichte des westlichen Stadtteils besonders reizvoll. Und wie reagierten die Dinglinger selbst? Für sie war die von der nationalsozialistischen Administration erzwungene Eingemeindung 1933 ein schmerzhafter Eigenständigkeit. Verlust ihrer Und dem einst größten Ort um Lahr herum fehlt, was den 1972 eingemeindeten Dörfern gewährt wurde: ein Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher oder einer Ortsvorsteherin an der Spitze.
Auf dem Banner, der an der Wand neben der Vitrine angebracht ist, können die Besucher in zusammengefasster Form nachlesen, was geschichtlich über Dinglingen relevant ist. So hatte Dinglingen schon seit dem 13. Jahrhundert die gleichen Landesherren wie das benachbarte Lahr. Und bereits im Mittelalter ging ein kleiner, im Westen der Stadt wohnender Teil der Lahrer Einwohnerschaft nach Dinglingen zur Kirche. Die Beziehung zu Lahr blieb auch in späteren Jahrhunderten eng, wenn auch stark konfliktbehaftet.
Die Einwohnerschaft Dinglingens lebte neben dem Land- und Rebbau von Arbeits- und Dienstleistungen für die benachbarten Zentren Lahr und Straßburg. Der Bau des Bahnhofs veränderte die Situation, in dem er Industrie in das kleine Dorf brachte und einen Entwicklungsschub auslöste. Im Jahr 1826 hatte Dinglingen 927 Einwohner, 1905 lebten bereits über 2500 Einwohner im Ort, heute sind es knapp 11000. Das Zusammenspiel von traditioneller Landwirtschaft und Industrie zeigt das 1900 konzipierte Wappen von Dinglingen: ein Zahnrad neben einem Ährenbündel. Von neuem Selbstbewusstsein zeugt auch das Dinglinger Rathaus, das 1902 gebaut wurde und heute in Privatbesitz ist.
Am 1. Oktober 1933 wurde Dinglingen gegen den Willen der örtlichen Gremien nach Lahr eingemeindet, nachdem der letzte Bürgermeister Bruno Hofmann von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängt und durch einen Gesinnungstreuen ersetzt wurde. Sein Frack übrigens, den er bei festlichen Anlässen getragen hatte, ist in der Ausstellung zu sehen.
Infos zur Ausstellung: stadtmuseum.lahr.de