WALDKIRCH. In der Stadtmitte Waldkirchs am Gewerbekanal besteht jetzt ein attraktives Wohn- und Übernachtungsangebot. Das Hotel Storchen hat ein neues Boardinghouse eröffnet. Gäste mit längerem Aufenthalt können sich in ihm selbst versorgen und den Service des Hotels nutzen. Geschäftsführerin Astrid Trienen-Federspiel sieht hier einen Markt. In Bauherrengemeinschaft mit Dirk Oschwald, dem Miteigentümer des Hotels, hat sie deshalb viel investiert.
Für das neue, 15 Meter hohe Boardinghouse wurde der Raum zwischen schmalem Runzweg und Kanal optimal genutzt. Auf rund 660 Quadratmeter Grundfläche sind dort – verteilt auf drei Etagen – 23 Appartements entstanden. Viertes Ober- und Dachgeschoss wurden zur privaten Nutzung gebaut. Jedes Appartement misst etwa 30 Quadratmeter, ist jedoch schnell zu einer größeren Einheit erweiterbar. An Einrichtung ist jeweils vorhanden, was es für ein „Zuhause auf Zeit“ braucht: von einer voll ausgestatteten Küchenzeile und separatem Bad bis zum Boxspringbett und ausziehbarem Schlafsessel. Auf der Kanalseite blickt man von Balkonen auf die Kastelburg. Zum Hotel hin verlaufen – hoch über der Straße – Laubengänge, eine zweite Möglichkeit, sich nach draußen zu setzen.
Was für längere Aufenthalte ebenfalls benötigt wird, ist ein voll ausgestatteter Wäscheraum. Fahrräder können in abschließbaren Boxen abgestellt werden. Die 14 verlangten Parkplätze konnten in einer flächenmäßig eigentlich zu kleinen Tiefgarage mittels Park-Lift bereitgestellt werden.
Eingang und Rezeption des Boardinghouse befinden sich im Runzweg 1. Bei Wartezeiten können sich die Gäste dort in einem originellen Holzkubus niederlassen. Über einen kurzen Durchgang gelangt man in eine geräumige Lounge. Sie befindet sich bereits im alten, über dem Kanal liegenden Werkstattgebäude, in dem bis 1929 das erste Waldkircher E-Werk untergebracht war. Der markante Backsteinbau wurde erhalten und ist jetzt dem neuen Gästehaus angegliedert. Sein hoher Saal wurde zweigeteilt. Ein großer Aufenthaltsraum mit einer offenen Gemeinschaftsküche schließt sich an. Gäste können sich dort zusammensetzen und von Küchenchef Christoph Trienen kulinarisch verwöhnen lassen. Davon abgetrennt auf erhöhtem Niveau ist ein rund 75 Quadratmeter großer Seminarraum, in den eine imposante Sitztreppe mit breiten Stufen hinaufführt. Kommunikationstechnik aller Art ermöglichen Arbeitstreffen wie Freizeitgestaltung. Zwei Terrassen über dem Kanal bieten weitere Annehmlichkeiten.
Beim Bau des Boardinghauses wurde auch auf Ökologie und Energieeinsparung geachtet. Das Dach des renovierten Werkgebäudes ist begrünt. Auf eine wirtschaftliche Nutzung der großen Fläche wurde auch zur Vermeidung von Lärmemissionen verzichtet. Das Haus kommt gänzlich ohne fossile Energieträger aus. Geheizt und gekühlt wird es komplett mit Geothermie. „Photovoltaik auf dem Dach und Stromspeicher machen das Gebäude fast vollständig energieautark“, sagt Wilfried Oschwald , Seniorchef des gleichnamigen Raumausstattungsunternehmens und Miteigentümer des Hotels. Angesichts hoher Kosten für fossile Energieträger ist er im Nachhinein froh, besonders auf Geothermie gesetzt zu haben.
Das Boardinghouse ist auch ein Beitrag zur Innenstadtsanierung. Vormals ungenutzte Fläche mit alter Bausubstanz erfährt eine neue Nutzung. Für die Bauherrengemeinschaft war dies allerdings nicht billig. „Mehr als fünf Millionen Euro dürfte der Neubau gekostet haben“, teilt Dirk Oschwald mit. Nikolaus Bayer