Ungewohnt ruhig dürfte es ab 2. September in Oberwinden zugehen. Der Durchgangsverkehr mit täglich 13.700 Fahrzeugen und die damit einhergehende Lärm- und Staubelastung haben dann ein Ende. Der neue Tunnel macht es möglich: Die Autos fahren unter dem Brandberg an Oberwinden vorbei.
Genau fünf Jahre, gerechnet vom Tunnelanschlag im September 2019, wurde an der größten Baustelle im Elztal gearbeitet. Ein deutschschweizerisches Baukonsortium aus drei Unternehmen sowie ein österreichischer Spezialist für Tunnelbetriebstechnik führten die Hauptaufträge aus. Die Projektleitung des Bundesvorhabens lag beim Regierungspräsidium Freiburg. 2015 hatte der Bundesverkehrsminister die Baufreigabe für die Ortsumfahrung erteilt. Wesentlich für diese Entscheidung waren ihre Priorisierung durch das Land, die geschlossene Unterstützung der Abgeordneten sowie der geballte Wille der Bevölkerung, angeführt vom damaligen Bürgermeister Clemens Bieniger.
Der Tunnelbau begann 2018 mit der ein Jahr dauernden Freimachung des Baufeldes an der Westseite. Das Versorgungs- und Kanalnetz der Gemeinde musste neu verlegt werden. Beim Tunnelvortrieb von Ost nach West schafften die Mineure im November 2020 den Durchschlag; gefährliche Gesteinsadern erschwerten ihre Arbeit.
Anfang 2022 war der Rohbau fertig. Fast zeitgleich wurde vor dem Westausgang zehn Meter unter Straßenniveau in offener Bauweise der Vortunnel angefügt. Ein knappes Jahr dauerte dann der Einbau der Betriebstechnik. Unter anderem wurden 77 Kilometer Kabel verlegt.
Zukünftig wird der Tunnelverkehr mit 17 Kameras überwacht. Lüftungs-, Warn- und Leitsysteme, zwei Rettungsstollen sowie eine Treppe ins Betriebsgebäude dienen der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Die anfangs überschaubar scheinenden Kosten für den Brandbergtunnel stiegen über die mehrjährige Bauzeit aber an. Investiert wurden am Ende fast 125 Millionen Euro.
Von Nikolaus Bayer