100 Jahre traditionelles Handwerk - 100 Jahre Malereibetrieb und später Autolackierung Glockner - 100 Jahre ein Familienbetrieb mit Geschichte. Auf die Woche genau gründete Karl Glockner 1924 seinen Malerbetrieb im elterlichen Hause. Karl Glockner hatte mit 24 Jahren erfolgreich seine Meisterprüfung als Maler abgelegt am 4. April im Kriegsjahr 1917. Aber bis zum eigenen Betrieb sollte es noch sieben Jahre dauern.
In der 41. Kalenderwoche, Montag, 6. Oktober 1924, legte Karl Glockner den Grundstein seines kleinen Unternehmens, das nun sein Jubiläum zum 100. Geburtstag feiern kann. Es war und ist eine bewegte Zeit, in der Geschichte und viele kleine Geschichten geschrieben wurden. Kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs und kurz nach der Hyperinflation in der Weimarer Republik,als das Geld nichts mehr wert war und man für ein halbes Pfund Butter schubkarrenweise Geldscheine ins Geschäft fahren musste, war an eine Firmengründung nicht zu denken. Nach dem Höhepunkt der Inflation im November 1923 und der neu eingeführten Rentenmark folgte ab Oktober 1924 schließlich die Reichsmark. Ein Neubeginn und eine ergriffene Chance.
Genau zu diesem Zeitpunkt er griff der junge Handwerker Karl Glockner die Gelegenheit. Als damals 31 Jahre junger Mann eröffnete er sein Maler-Unternehmen im elterlichen Haus an der Turnstraße 2. Es war für die Familie ein Neuanfang und der Beginn einer langen Tradition. Langsam erholte sich die Wirtschaft, und es brachen die Goldenen Zwanziger an; auch die junge Firma Glockner blühte auf. Das elterliche Haus wurde bald zu klein für die Firma, und Malermeister Karl Glockner kaufte das Grundstück Schulhausstraße 22, nur gut 100 Meter um die Ecke. Um das Familienglück vollkommen zu machen, kam 1936 sein Sohn, der heutige Senior-Chef Hans Glockner, auf die Welt.
Er übernahm 1963 mit 27 Jahren die väterliche Firma. „Neben dem Malerbetrieb habe ich abends noch Motorräder lackiert. Das habe ich mir selber beigebracht. Tank, Kotflügel, Rahmen - alles einzeln. Und dann kamen Autos dazu.“ Nur sechs Jahre später stellte er die Weichen und baute die neue Halle mit einer Lackierkabine. Damals war Maler und Lackierer noch zwei Berufe in einem. Meister war Hans Glockner ja bereits seit 1959. Es wurde ihm mit Maler- und den abendlichen Lackierarbeiten zu viel, und er traf eine weise Entscheidung. Ab Januar 1970 konzentrierte sich Hans Glockner allein auf das Lackieren von Motorrädern und Kraftfahrzeugen. Gründer Karl Glockner feierte im November 1971 bereits sein goldenes Meisterjubiläum - 50 Jahre.
Und sein Enkelsohn Christoph Glockner feierte sechs Tage später seinen dritten Geburtstag und war irgendwie immer mit in der Werkstatt dabei. Seine Berufswahl war also schon früh klar. Auch er wurde Maler und Lackierer - eben spezialisierter mit der Fachrichtung Fahrzeuglackierung. Sein Vater Hans führte die Firma bis 31. Dezember 1996, 37 Jahre nach seiner Meisterprüfung, bis er die Firma in dritter Generation an seinen Sohn Christoph übergab. Mitarbeiten tut er aber auch heute noch mit 65 Jahren Erfahrung als Meister seines Handwerks. Es war und ist durch und durch ein gelebter Familienbetrieb. „Früher hat meine Frau Wilhelma als gelernte Buchhalterin die ganzen Steuern und die Löhne gemacht, bis zu ihrem Tod“, sagt Hans Glockner. „Heute ist alles spezialisierter“, sagt Sohn Christoph, der bereits mit 16 Jahren seine Ausbildung begann und nach der Bundeswehrzeit mit 26 Jahren seinen Meister ablegte.
Vier Lehrlinge wurden von seinem Vater ausgebildet. Es waren immer zwei bis drei Gesellen und ein Lehrling im Betrieb. Lackiergeselle Enzo Campisi kam als 19-Jähriger zum Betrieb. „Ich bin dann einfach dageblieben. Und jetzt sind es schon vierzig Jahre“, sagt Enzo Campisi lachend. Hier stimme einfach alles.
Christoph Glockner hat bereits sieben Lehrlinge ausgebildet. Die Freunde am Handwerk und die Qualität schlug sich auch in der Ausbildung nieder. „,Wir hatten in der Zeit auch einen Kammersieger - sprich den Jahrgangsbesten in der Ausbildung - und einen dritten Platz“, sagt er schmunzelnd und holt eine weitere Urkunde aus dem Regal. „Die könnte ich eigentlich auch aufhängen, aber da hängen schon so viele“, sagt er lachend. Das kommt davon, wenn man Freude an seiner Arbeit hat. „Es macht Spaß, wenn alles getan ist und man das Ergebnis sieht“, sagt sein Vater Hans Glockner zufrieden. „Das macht dann Freude, und so soll es ja auch sein.“ ssku