Das Einfamilienhaus am Gewerbekanal mitten im Industriegebiet steht für Geschichte. Hier entstanden Fahrgeschäfte und andere Attraktionen, hier gingen Schausteller und prominente Zirkusleute aus der ganzen Welt ein und aus. Das Elternhaus von Europa-Park-Gründer Roland Mack in Waldkirch zeigt beispielhaft das traditionsreiche Wirken und die Wurzeln des badischen Familienunternehmens. In Waldkirch, wo das Elternhaus steht, begann die Geschichte des Europa-Parks und das Lebenswerk von Roland Mack. Heute wirkt das frühere Wohnhaus wie ein firmeneigenes Museum und ist eine lebendige Erinnerungsstätte.
„Dieses Haus atmet Geschichte. Es berührt mich jedes Mal aufs Neue, hier zu sein“, sagt Roland Mack. Der in Freiburg geborene Maschinenbau-Ingenieur hat seine Kindheit und Jugend in Waldkirch verbracht – mit Blick auf die Kastelburg, das Wahrzeichen der Stadt an der Elz. Hier ging er zur Schule, hier arbeitete er im elterlichen Betrieb mit. Sein Elternhaus steht auf dem Firmengelände, umgeben von Produktionswerkstätten und Industriegebäuden. Direkt vor der Haustür werden Attraktionen konstruiert und gefertigt, die in die ganze Welt geliefert werden.
IM WANDEL DER ZEIT
Früher, als Roland Mack hier lebte, baute die Familie noch Zirkuswagen und Attraktionen für Jahrmärkte. Heute sind es Vergnügungsparks und Freizeitzentren, die mit Achterbahnen und anderen Fahrgeschäften Made im Schwarzwald beliefert werden. Diesen grundlegenden Wandel hat Roland Mack mit seinem Vater Franz gemanagt. Sie ebneten den Weg für expandierende Geschäfte.
MARKE MIT TRADITION
Der traditionsreiche Karussell- und Achterbahnhersteller Heinrich Mack in Waldkirch, der vor Jahren in Mack Rides umbenannt worden ist, kann auf eine lange Geschichte verweisen. Gegründet wurde er 1780. Er befindet sich noch heute in Familienbesitz, Roland Mack verkörpert die siebte Generation. Waldkirch ist der Mutterkonzern des 1975 von Roland und seinem Vater Franz Mack gegründeten Europa-Parks im rund 40 Kilometer entfernten Rust.
Wer das Elternhaus von Roland Mack betritt, begibt sich auf eine Zeitreise und in eine Welt, die 224 Jahre lange Geschichte erzählt. Das Firmenlogo bestand früher lange aus einem Zirkuswagen über der Weltkugel und der Aufschrift „Die weite Welt ist mein Feld“. Es war Motto und Antrieb für die Macks – nicht nur in der Firma, sondern auch im Privathaus, wo es die Besucher begrüßt: Das Firmenlogo mit Zirkuswagen und Weltkugel verziert deutlich sichtbar das Wohnzimmer.
WOHN-ARBEITS-HAUS
Roland Macks Kinderzimmer war unten im Haus. Direkt daneben, in einer ehemaligen Garage, befindet sich noch heute eine Kellerbar, eingerichtet im Stil der 70er Jahre. Sie war Treffpunkt, wenn Schausteller und Zirkusleute die Familie Mack besuchten und Geschäfte gemacht wurden. Das Kinderzimmer wurde, als Roland Mack zum Studium nach Karlsruhe ging, umfunktioniert. Es diente Vater Franz Mack als heimisches Konstruktionsbüro. Er plante, tüftelte, entwarf und konstruierte in diesem Zimmer. Er schuf bekannte Fahrgeschäfte wie die „Wilde Maus“, „Blauer Enzian“, die Achterbahn „Eurosat“, „Calypso“, „Euro-Mir“ oder die „Petersburger Schlittenfahrt“.
Seit dem Tod von Franz Mack im Jahr 2010 ist das Haus unverändert geblieben. Zahlreiche Original-Gegenstände und Fotos an den Wänden zeigen die reiche Geschichte des Familienunternehmens. Der Zeichentisch, an dem Franz Mack Achterbahnen und andere Attraktionen kreierte, steht noch so da, als sei der Konstrukteur und Firmenchef nur kurz zur Mittagspause. Auch seine Schirmmützen, Markenzeichen von Franz Mack, hängen zur Erinnerung bis heute an der Garderobe.
WERTE FÜRS LEBEN
„Ich hatte eine sehr schöne Kindheit“, sagt Roland Mack. „Viele meiner Freunde damals kamen auch deshalb gerne zu uns, weil es spannend und besonders war. Achterbahnbau vor dem Schlafzimmer gab es sonst nirgends.“ Gleichzeitig lernte er vom Vater Disziplin. Als Beispiel erzählt Roland Mack gerne die Geschichte, als er mit befreundeten Jungs Fußballspielen wollte. „Die anderen gehen auch zum Fußballspielen“, sagte der Sohn.„Du bist aber nicht die anderen“, entgegnete der Vater. Statt Fußballspielen ging es ans Zeichenbrett, um mit dem Vater das Konstruieren zu lernen.
„Von meinen Eltern, aber auch von den Großeltern, habe ich viel gelernt“, so Roland Mack. Sorgfalt, Fleiß, Soziales, Respekt, Bodenständigkeit, Sparsamkeit und Qualität seien ihm von Kindesbeinen an gelehrt worden. Werte, die auch der Mutter am Herzen lagen. Liesel Mack war es wichtig, sie an ihre Nachkommen zu vermitteln.
FAMILIE GIBT HALT
„Der Familienzusammenhalt der Macks war damals schon sehr stark und hatte zentrale Bedeutung – und ist ein wesentlicher Faktor unseres Erfolgs“, so Roland Mack. Und weiter: „Die Firma Mack hat sich innerhalb von mehr als zwei Jahrhunderten unglaublich stark erweitert.“ Die nächste Generation wird das Familienunternehmen in die Zukunft führen.
Das Wohn- und Arbeitshaus der Familie Mack in Waldkirch bleibt unverändert bestehen, so das Unternehmen. Regelmäßig nutzt die Geschäftsführung von Mack Rides das Haus für Sitzungen. Auch ausländische Firmengäste werden dort empfangen. Sie staunen und lassen sich begeistern von der außergewöhnlichen Familiengeschichte.
Buchtipp
Zum 100. Geburtstag von Franz Mack, Vater von Roland Mack, ist ein Buch erschienen, das die traditionsreiche Geschichte der Familie und des Unternehmens in Waldkirch und Rust illustriert, unter anderem mit einem umfangreichen Bildteil:
„Franz Mack – Ein badischer Unternehmer“, Autor Horst Koppelstätter, 224 Seiten, 29,90 Euro.
Erhältlich in den Shops des Europa-Parks in Rust sowie online unter mehr.bz/buch-mack
Von Jürgen Ruf