WEIL AM RHEIN-HALTINGEN. Kein Winzerfest im Markgräflerland hat eine weiter zurückreichende Tradition als das in Haltingen. „Unseres ist die Wiege aller Winzerfeste“, sagt Gustav Walliser, der Vorsitzende des örtlichen Gesangvereins, nicht ohne Stolz. Am kommenden Sonntag, 18. September, lädt er – nach zwei Jahren Corona-Pause – von 11 Uhr an zur 91. Auflage ein.
Die Sängerinnen und Sänger bauen ihre Garnituren wieder auf den Freiflächen der Genossenschaft Haltinger Winzer auf. Dank eines 40 Meter langen Zeltdaches ist man vom Wetter relativ unabhängig. Am bewährten Format habe man nichts geändert, kündigt Gustav Walliser an. Das Fest startet also um 11 Uhr. Um 12 Uhr begleitet dann der Musikverein Haltingen unter Dirigent Ádám Jakab das Mittagessen, nach dem sich ein Besuch in der Kaffeestube der Damen des Frauenchores empfiehlt. Sie bieten wieder eine reichhaltig bestückte Kuchen- und Tortentheke an,wobei die süßen Kreationen natürlich alle selbstgemacht sind. Genießen kann man sie von 14 Uhr an zu Liedern des Männerchores unter der Leitung von Dirigent Kai Trimpin.
Die Gastgeber lassen es sich trotz der hohen Arbeitsbelastung in der Festküche und hinter der Theke nicht nehmen, wieder als Winzerchor aufzutreten. In Küferhemden gibt man vor allem Weisen zum Besten, die Wein, Weib und Gesang preisen.
Auch wenn das Suppenfleisch diesmal nicht auf der Speisekarte steht, kann man sich zünftig stärken, unter anderem mit Gegrilltem und Pommes. Weithin bekannt sind auch die Speck- und Schmalzbrote, die die Sängerinnen natürlich wieder anbieten. Dazu kann der erste Sauser der Saison probiert werden. Selbstverständlich werden auch die älteren Jahrgänge der Haltinger Winzer, darunter preisgekrönte sowie die Winzersekte, ausgeschenkt.
Übrigens: Wer das geleerte Glas wieder gefüllt haben möchte, muss sich nicht unbedingt zum Ausschank begeben. Denn Gustav Walliser wird mit der „Sauser-Spritzi“ durch die Reihen gehen.
Mit Michael Glünkin am Taktstock verbreiten dann die Instrumentalisten des Eisenbahner Musikvereins von 16.30 Uhr an lockere Abendstimmung, bevor das Haltinger Winzerfest gegen 20 Uhr ausklingt.
40 bis 50 Freiwillige kann der Verein noch aufbieten, eine Zahl, die nicht mehr so hoch sei wie in früheren Jahren und nur noch für einen Zweischichtbetrieb reiche, wie Walliser informiert. Die Stimmung, davon ist er überzeugt, wird gleichwohl bestens sein.
Das erste Winzerfest wurde 1929 im Garten eines Haltinger Küfers an der kleinen Dorfstraße ausgerichtet. Es fand sofort Nachahmer und wurde zum Vorbild vieler Winzerfeste, die in den Dörfern ringsum aus der Taufe gehoben wurden.Das Fest erlebte dann vier Standortwechsel. Die letzten beiden gehörten zu den wenigen Jahren, in denen es nicht stattfinden konnte. hf