BERNAU. Am kommenden Wochenende wird sich der über 200 Jahre alte Resenhof in Bernau-Oberlehen wieder in ein Erlebnismuseum verwandeln, wenn zu den traditionellen Holzschneflertagen eingeladen wird. Brauchtumshandwerker werden altes Handwerk vorführen, parallel dazu wird im benachbarten „Forum erlebnis:holz“ die ganze Bandbreite des heutigen Bernauer Handwerks gezeigt. Ein Naturparkmarkt und ein Rahmenprogramm runden die Holzschneflertage ab.
Das Holzschnefeln hat in Bernau eine lange Tradition. Da die Berglandwirtschaft die Familien meist nie voll ernähren konnte, musste ein zusätzlicher Verdienst gefunden werden und so begannen die Bauern zu schneflen. Mit einfachen Werkzeugen stellten sie Löffel, Schindeln, Spanschachteln, Bürsten, Körbe und einiges mehr her. Aber es wurde auch Wolle gesponnen oder Uhren bemalt.
Zunächst füllten die Schneflerarbeiten nur die langen Winterabende aus und sorgten für einen kleinen Zusatzverdienst. Nach und nach wurde das Schnefeln für viele Familien aber zum einzigen Verdienst. Im 19. Jahrhundert war Bernau eine Hochburg der Holzbearbeiter, um 1850 waren hier 200 Schnefler, darunter 120 Kübler, 30 Schachtelmacher, zwölf Löffelmacher und fünf Drechsler tätig.
Im Laufe der Jahre wurde der 1789 erbaute Resenhof nur wenig verändert und zuletzt von dem Kübler Rese Hans bewohnt. Nach dessen Tod wurde das Anwesen 1977 zu einem Schwarzwälder Holzschneflermuseum umgestaltet und die Ausstellung 2019 neu konzipiert. Zu sehen ist, wie ein Schwarzwälder Eindachhof in früheren Zeiten eingerichtet war, wie Feld und Wald, Haus und Hof einst bewirtschaftet wurden und wie die alten Holzschnefler gearbeitet haben.
Altes und modernes Handwerk
Am kommenden Wochenende wird sich der Resenhof in ein Erlebnismuseum verwandeln: Gezeigt wird, wie die Bauern in früheren Zeiten Alltagsgegenstände fertigten. Altes Handwerk wird lebendig, wenn sich Brauchtumshandwerker beim Seildrehen, Trachtensticken, Klöppeln und dem Herstellen von Strohschuhen über die Schulter blicken lassen.
Und wer über die Vorführungen der Holzschnefler hinaus mehr über das Leben der Bauernfamilien in der Vergangenheit erfahren möchte, kann die Gelegenheit wahrnehmen, sich über den Hochschwarzwälder Eindachhof mit Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach zu informieren. Vor dem Resenhof zeigen Zimmerer ihr Handwerk, und die Besucher können sich im Weben und Spinnen probieren. Aber nicht nur altes Handwerk, sondern auch moderne Handwerkskunst gibt es an diesem Wochenende zu sehen. Im benachbarten „Forum erlebnis:holz“ wird die ganze Bandbreite der heutigen Bernauer Handwerkskunst gezeigt, angefangen von Schnitzarbeiten über Drechslerarbeiten und Holzkunst bis hin zu Keramikarbeiten. Rund zehn Hersteller werden vor Ort sein, ihr Können zeigen und ihre Produkte verkaufen.
Rund um den Resenhof präsentieren sich beim Naturparkmarkt Anbieter aus der Region an 25 Verkaufs- und Informationsständen mit einem vielseitigen Angebot - ein Schaufenster der Region.
Bei Feinem für den Gaumen hat der Besucher die Qual der Wahl. Da gibt es verschiedene Käse-, Schinken- und Wurstspezialitäten, Brot und Backwaren, Marmeladen, Honig, Hochprozentiges, Liköre, frisches Obst und vieles mehr. Kreatives, Schönes und Nützliches wie Dinkel- und Kräuterkissen, Seifen, Keramik, Schmuck, Flauschiges aus Alpakawolle, Schaffelle und Honigkosmetik bringen Schwarzwälder Handwerker mit nach Bernau.
Informationen und Aktionen stehen an diesen beiden Tagen ebenfalls auf dem Programm. An den Ständen von Naturpark, Schwarzwaldverein und „BewusstWild“, einem Moorexperten, lässt sich nur am Samstag - Edie Natur entdecken. Da gilt es, Gewässertiere wie Bachflohkrebse zu suchen, Wasserstrudel zu erzeugen oder den Sonnentau im Moorbeet zu finden. Eine der Attraktionen ist, insbesondere für Kinder, das Herstellen von Kräutersalz bei den Schwarzwälder Kräuterfrauen vom Netzwerk „Bauerngarten- und Wildkräuterland Baden“. Am Sonntag ist die Naturpark-Kochschule vor Ort, hier können Kinder kleine Köstlichkeiten selbst zubereiten und dabei einiges über regionale und saisonale Ernährung lernen.
Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt, im Festzelt serviert ein Naturparkwirt ein warmes Essen. Ferner erwartet die Besucher ein reichhaltiges Kuchenbuffet des Bernauer Museumsvereins.
Für musikalische Unterhaltung sorgen am Samstag die Schwenninger Neckarbuam, sie werden von 13 bis 17 Uhr auf dem Gelände unterwegs sein. Am Sonntag ist die Hoh'wald Musig von 11 bis 17 Uhr immer wieder zu hören, und die Alphornbläser haben um 11, 13 und 15 Uhr ihre Auftritte. Christiane Sahli
► Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 17 Uhr. Am Sonntag ist auch das Hans-Thoma-Geburtshaus im Ortsteil Oberlehen von 14 bis 17 Uhr geöffnet.