Mit der offiziellen Eröffnung des Benevit-Hauses am 29. September und einem Tag der offen Tür am 1. Oktober kommt ein ehrgeiziges Projekt zur Verbesserung der Altenpflege in der Region zum Abschluss.
Inmitten der schwierigen Marktlage und trotz vieler Herausforderungen konnte das Projekt nach der Grundsteinlegung am 18. März 2022 in 20 Monaten Bauzeit fertiggestellt werden. Das neue Benevit-Haus in der Kirchstraße 11 in Reute bietet 57 stationäre Plätze in vier Wohnungen. Das moderne Pflegeheim hebt die Standards für seniorengerechtes, barrierefreies Wohnen in der Region auf ein neues Niveau.
ECKDATEN ZUM PROJEKT
Das Grundstück, auf dem das Benevit-Haus steht, umfasst 3913 Quadratmeter. Das Gebäude selbst hat eine Grundfläche von 1370 Quadratmetern und ist in Erdgeschoss, Ober- und Dachgeschoss unterteilt. Mit 57 und Plätzen zwei Dachgeschoss-Appartements bietet das Haus rund 50 Quadratmeter Nutzfläche pro Bewohner. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf etwa 8,6 Millionen Euro. Claudia Kanz, Leiterin des Gebäudemanagements bei Benevit, betont die Bedeutung der beteiligten Handwerker und Firmen: „Ihre Flexibilität und tatkräftige Unterstützung haben es ermöglicht dieses Millionenprojekt, trotz der schwierigen Marktlage, termingerecht zu realisieren. Das ist ein Qualitätsfaktor, der in Zeiten wie diesen besonders hervorsticht.“ Ebenso bemerkenswert ist der energetische Standard des Gebäudes, das den KFW 55 Standard erfüllt. Eine Wärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik sorgt für eine umweltfreundliche und nachhaltige Energieversorgung.
MODERNE EINRICHTUNG TRIFFT GEMEINSCHAFT
Beim Betreten des Hauses wird schnell klar: Hier geht es nicht nur um Pflege, sondern vor allem um Lebensqualität und Gemeinschaft. Die Architektur ist hell, farbenfroh und einladend, die Räumlichkeiten sind barrierefrei und auf die Bedürfnisse der Senioren zugeschnitten. Es wurde besonders Wert auf Details gelegt, die nicht nur den Alltag der Bewohner erleichtern und ihre Selbstständigkeit fördern, sondern vor allem Wohlfühlen und Gemeinschaft ermöglichen.
SELBSTBESTIMMT LEBEN
„Unser Leitsatz ist' Alter braucht Leben' und damit wollen wir vor allem sagen, dass die professionelle, aber oft standardisierte Versorgung nicht ausreichend ist“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Kaspar Pfister. „Zu oft fehlt in der traditionellen Pflege die Zeit für persönliche Zuwendung und das Gefühl für die Bewohner, gebraucht zu wert den.“ Deswegen setze man in Reuter auf einen Ansatz, der über die Pflege hinausgeht. „Wir schaffen Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben trotz Pflegebedürftigkeit. Die Bewohner fühlen sich gebraucht, dürfen ihre Fähigkeiten einsetzen und erreichen so ein völlig anderes Lebensgefühl - sie sind glücklich“, erklärt Pfister.
DAS KONZEPT: HAUSGEMEINSCHAFT
Betrieben wird die Einrichtung nach dem Benevit-Hausgemeinschaftskonzept, das sich bereits in 27 weiteren Häusern bewährt hat. Geplant war eigentlich, das innovative Stambulant-Konzept, wie es als Modell seit mehr als sieben Jahren in Wyhl erprobt wird, auch in Reute zu praktizieren.
Trotz Bewährung in der Praxis und allseitiger Zustimmung und Unterstützung durch das Sozialministerium Baden-Württemberg, die Kassen und die Politik fehlt bis heute leider immer noch die Verankerung im Gesetz und kann deshalb in Reute noch nicht zur Anwendung kommen. Die baulichen Voraussetzungen sind jedoch geschaffen und sobald der Gesetzgeber in Berlin grünes Licht gibt, wird auf dieses für die Bewohner kostengünstigeres Konzept umgestellt.
Bis dahin wird das Hausgemeinschaftskonzept umgesetzt. Es zielt darauf ab, die Individualität und Selbstbestimmung der Bewohner zu fördern und gleichzeitig eine Gemeinschaft zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf der Pflege, sondern auch darauf, eine Atmosphäre voller Respekt, Würde, Zuneigung und Wertschätzung zu schaffen. Dieses Konzept ermutigt die Bewohner, aktiv am Gemeinschaftsleben u teilzunehmen, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen und ihre Selbstbestimmung zu wahren.
In jeder Wohngemeinschaft wird das Essen täglich frisch zubereitet. Es geht dabei nicht nur um die gesunde Ernährung, sondern auch darum, Raum zu geben für soziale Interaktion und für die Freude, gemeinsam etwas für die Gemeinschaft zu tun. Die Bewohnerinnen und Bewohner schälen Kartoffeln, decken den Tisch, backen Kuchen, helfen bei der Wäscheversorgung oder sind in der Gartenarbeit aktiv - jeder so viel wie er mag und kann. Fördern und fordern heißt die Devise. Die eigenständige Bewältigung von Aufgaben im Alltag und die tägliche Arbeit in der Hauswirtschaft sind Therapie und zugleich sinnvolle Beschäftigung.
EIN GANZHEITLICHER ANSATZ
Statt anonymer Flure und abgeschotteter Zimmer, stehen hier Aktivität und Gemeinschaft im Mittelpunkt. Die Erfahrung aus anderen Benevit-Häusern zeigt: „Im Ergebnis führt dies dazu, dass rund 20 Prozent der Bewohner sich nach einem Einzug in ihrem Allgemeinzustand so verbessern, dass sie im Pflegegrad zurück gestuft werden können“, so Kaspar Pfister. Der Fokus auf Selbstbestimmung und Lebensqualität, kombiniert mit höchsten Sicherheitsstandards, zeigt den ganzheitlichen Ansatz, den Benevit in Reute verfolgt. „Unser Ziel ist es, dass sich die Menschen hier nicht nur versorgt, sondern auch zuhause fühlen“, erklärt Pfister.
INFO
BUCHEMPFEHLUNG
Für alle, die mehr über gute Pflegekonzepte und mögliche Lösungen für die strukturellen Probleme in der Altenpflege erfahren möchten, hat Benevit-Geschäftsführer Kaspar Pfister seine Ansätze in einem Buch zusammengefasst.
Kaspar Pfister: Die Pflegekatastrophe... und wie wir sie durch gute Konzepte in der Altenpflege verhindern können, Ullstein Verlag, 2023, 304 Seiten, 12,99 Euro.