Dennoch, die kulturelle Kraft, die von Johann Peter Hebels menschenfreundlichem Gedankengut und auch vom Hebelfest selbst ausgehe, werde auch daran deutlich, dass sich sein Werk in den finsteren Zeiten des Nationalsozialismus gleichsam immun zeige gegen ideologische Instrumentalisierung, schreibt Oettinger weiter.
Die weitere Befürchtung, der Hebelpreis werde irgendwann in eine lokale Bedeutung abgleiten, habe sich glücklicherweise ebenfalls nicht erfüllt.
Alljährlich um den 10. Mai herum wird in Hausen im Wiesental das Hebelfest gefeiert – ein Volksfest, das in kaum vergleichbarer Weise die Identität einer Region repräsentiert, die das benachbarte Elsass und die Schweiz, die Provincia Alamannica, miteinbeziehen.
Bei diesem Fest wird die Landschaft beiderseits des Rheins und das Miteinander derer, die in dieser Landschaft leben, beschworen. Dass dies jeweils zum Geburtstag des Dichters geschieht, hat seinen Grund: Hebel hat das Bewusstsein für die Heimat in seinem Werk gegenständlich gemacht.
„Landschaft als Heimat, er hat der alemannischen Landschaft das Bewusstsein ihrer selbst geschenkt. Und dies begründet die Verehrung, die ihm hier in so reichem Maße zuteilwird, begründet den Kult der Hebelgemeinde im Dreiländereck …“, schreibt Oettinger in seinem Beitrag „Staatspreis für eine Provinz? – Versuch einer kleinen Chronik des Johann Peter Hebel-Preises“.
1951 wurde übrigens Albert Schweitzer (1875 bis 1965) mit dem Hebelpreis ausgezeichnet. Schweitzer schrieb damals an den badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb: „Hochverehrter Herr Staatspräsident. Den Preis nehme ich mit großer Freude an. Aber die Geldsumme, die damit verbunden ist, kann ich nicht annehmen, da ich mir nicht erlaube, etwas aus Deutschland für mein Lambarene-Werk zu empfangen, solange so viel Not und so viel Flüchtlinge in Deutschland sind. Ich denke, dass Sie es vielleicht zur Unterstützung von alten, notleidenden Schriftstellern oder Künstlern und von Flüchtlingen verwenden. Also seien Sie so lieb, einfach zu machen, wie ich Sie bitte. Und nochmals: Der Hebelpreis macht mir große Freude; fast hätte ich gesagt ‚a Mordsfreid‘, womit mein Alemannentum zum Ausdruck käme.“ Im Geist Hebels und Schweitzers könne das Angesicht Europas, ja der Erde erneuert werden, sagte Leo Wohleb dann bei der Preisverleihung am 10. Mai 1951 in Hausen.
Mit dem Hebelpreis werden zuerst jährlich und dann seit 1974 im zweijährigen Turnus Schriftsteller, Übersetzer, Medienschaffende oder Wissenschaftler ausgezeichnet, die durch ihr publizistisches Werk dem alemannischen Sprachraum oder Johann Peter Hebel verbunden sind. Er wurde ursprünglich vom Kultusministerium Badens gestiftet, ist heute mit 10 000 Euro dotiert und wird immer im Rahmen des Hebelfestes in Hausen im Wiesental verliehen.
Es gibt außerdem noch die Johann-Peter-Hebel-Plakette, die seit 1960 jährlich verliehen wird. Diese bekommen Menschen aus der Oberrhein-Region, die sich besondere Verdienste um die Landschaft erworben haben, sei es durch künstlerisches Schaffen oder auf dem Gebiet der Denkmal- und Heimatpflege. Elmar Vogt
Elmar Vogt (55) ist Vorstandsmitglied im Geschichtsverein Markgräflerland und Autor von Beiträgen über den Theologen und Dichter Johann Peter Hebel und zu regionalgeschichtlichen und philatelistischen Themen.
Info – Preisträgerin
In diesem Jahr geht der Hebelpreis an die österreichische Schriftstellerin Monika Helfer. „Helfer begibt sich erzählerisch auf die Reise zu ihren Wurzeln im Sprach- und Kulturraum Vorarlbergs“, so die Jury in ihrer Begründung und würdigte Helfers „nüchtern-unpathetischen Erzählstil“ sowie ihre sehr enge Verbundenheit zur Geschichte und Herkunft ihrer Familie.