Die Spazierrunde
Los geht’s durchs beschauliche Dorf, in dem der 1760 geborene Dichter 13 Jahre seiner Kindheit und frühen Jugend verbrachte. Natürlich lockt der Hausberg Hohe Möhr, aber weil eben noch der Museumsbesuch auf dem Plan steht, soll es eine kleine, feine Runde rund um Hausen werden. Teich-, Maibergstraße und schließlich rechts ab auf den Sädeliweg: Ebenso hübsch wie die Namen zeigt sich kurz darauf der Blick aufs Dorf, mit dem Kirchturmvon St. Josef als auffälliges Ausrufezeichen in der Ortsmitte. Doch es wird noch besser: Etagenweise schlägeln wir uns höher. Erst schnaufen wir linkerhand einen kleinen Trampelpfad hoch, dann geht es entspannter und eben auf dem Sädelibodenweg wieder südwestlich zurück. Nach dem Hochbehälter folgt eine rechte Schlaufe auf dem Köhlbergweg. Danach, einem Naturstrickmuster gleich, eine linke Schlaufe, bald wieder eine rechte. Und immer wieder dazwischen: Hübsche Gucklöcher auf Hausen hinab, dessen Fassaden den ein und anderen Farbtupfer ins Ortsbild zaubern, und dahinter tun sich die Wiesenhügel auf mit einem Tannenkamm als Abschluss. Wir atmen tief, gut tun der weite Blick und die warme, würzige Frühlingsluft. Doch was wir von hier oben auch sehen, sind einige große Fabrikbauten, die erahnen lassen, dass im beschaulichen Wiesentalort nicht nur die Literatur eine Rolle spielt.
Noch in der Waldpassage machen wir schließlich die Biege rechts auf den Flügrabenweg. Vorbei geht’s an hohen Tannenriesen und zwitschernden Vögeln, in angenehmem Gefälle. Am Wegrand haben Naturkünstler bemooste Baumstümpfe mit runden Steinschnecken verziert. Wir nähern wir uns bald wieder aus Norden kommend dem Hebeldorf. Der Kupfergruben führt schließlich zum Fluss Wiese, den Hebel in seinen Alemannischen Gedichten trefflich beschrieben hat. Direkt nebenan ist auch ein weitläufiger Spielplatz, wo Kinder wuseln, ehe wir unsere Draußenrunde voll machen.
Das Hebelhaus
Museen sind langweilig? Und Alemannisch ist nur was für Ältere? – Stimmt beides nicht, wie das Hausener Literaturmuseum beweist. Denn seit von 2013 bis 2015 ein pädagogisches Modellprojekt das Literaturmuseum zu einem ebenso modernen wie spannenden außerschulischen Lernort machte, sieht man Schüler – von der Grund- bis zur Oberstufe – mit Stift, Block und Mediaguide durchs ganze Haus ziehen.
Für die Grundschüler beispielsweise gibt’s ein spielerisches Streitgespräch zwischen Frau Locke (in Alemannisch) und Herrn Spazierstock (in Hochdeutsch) auf die Ohren. Das leitet sie spielerisch durchs Museum, angefangen von der Vitrine, in der sich die Originallocke des Dichters und dessen Spazierstock finden. „Das ist relativ einfach, so dass auch Erstklässler zuwege kommen können mit der ganzen Sache“, findet Heidi Zöllner, die Hebels Haarpracht als Frau Locke quasi die Stimme geliehen hat.
Stationenweise geht’s so durchs ganze Haus: Vom Erdgeschoss mit Originalen aus Hebels Leben über das Obergeschoss, in dem er bis zum 13. Lebensjahr mit seiner Mutter wohnte, bis zum Dachgeschoss, das Hebels Wirkungsgeschichte aufzeigt – so können sich die Kinder die Biografie des Dichters zusammenbasteln.
Dieser dank Mediaguide spielerisch-leichte Umgang mit dem Leben und Werk des Mundartstars kommt an. So gut, dass sich die Gemeinde überlegt, wie dieses Konzept auch für ganze Familien umgesetzt werden kann: „Wir haben uns für diesen Sommer und Herbst intern vorgenommen, die medialen Möglichkeiten mit dem Programmieren zu klären und ein Konzept für einen informativen Hausdurchgang zu erstellen“, erklärt Hausens Bürgermeister Martin Bühler – auf das auch zukünftig Jung und Alt im Hebelhaus zusammenkommen und jeder das Passende findet. Anita Fertl
Info: Die fünf Kilometer lange Rundtour kann nach Anmeldung bei Komoot abgerufen werden: http://mehr.bz/heru
Weitere Infos zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen unter: www.hebelhaus-hausen.de