Der Mann strahlt nach wie vor Energie aus. Gleich, ob er auf Fotos mit ausgestreckten Armen und einem breiten Lächeln sich dem Rausch der Geschwindigkeit auf der Voltron-Achterbahn hingibt, oder ob er im Ledersessel in der Lounge des Hotels Colosseo, die Brille in der Hand locker kreisend, über fast fünf Jahrzehnte Europa-Park spricht und über die Entwicklungspotenziale von Deutschlands größtem Freizeitpark sinniert. Roland Mack ist irgendwie immer in Bewegung, immer unter Strom – immer noch. Am 12. Oktober wird er 75.
AUFHÖREN? NIEMALS!
Begriffe wie „Rente“ oder „Rentnerdasein“ scheint es im Vokabular eines Roland Mack (noch) nicht zu geben. Wie soll das auch gehen? Wenn Roland Mack seine Haustür hinter sich schließt, steht er praktisch mitten im Park – seinem Lebenswerk. Noch immer ist er das Gesicht des Europa-Parks und für die Medien die begehrteste Adresse, wenn es um Geschichte und Neuigkeiten im Freizeitpark geht.
Patriarchen fällt es gemeinhin schwer, loszulassen. Da nimmt sich Roland Mack nicht wirklich aus. Und doch hört man aus seinem Umfeld, dass er sich mehr und mehr aus dem operativen Geschäftsbereich zurückziehe. Dass er es damit wirklich Ernst meint, glauben Außenstehende daran zu erkennen, dass er inzwischen bei Eröffnungen von neuen Attraktionen im Park die ganz große Bühne der nächsten Generation überlässt, den Söhnen Michael und Thomas und Tochter Ann-Kathrin. Nach wie vor ist er es aber, der alle Fäden in der Hand hält. Daran lässt die nächste Generation keine Zweifel aufkommen. „Unser Vater hat bei Entscheidungen das letzte Wort. Das ist so. Aber er setzt auch viel Vertrauen in uns“, sagen seine Kinder unisono.
DIE ZÜNDENDE IDEE
Begonnen hat alles auf einer Geschäftsreise mit Vater Franz Mack in die USA. In einer Hotelbar in Los Angeles entwickelten sie die Idee vom Europa-Park. Ein paar Notizen auf einem Heineken-Bierdeckel wurden so zur Geburtsstunde eines Freizeitparks, der inzwischen von der Fachwelt Jahr für Jahr als weltbester bezeichnet wird. Viele hielten damals die Vision der beiden USA-Heimkehrer noch für eine Spinnerei.
Nach Rust kam die Idee über Umwege. Vater und Sohn präferierten einen Standort bei Breisach. Weil dort aber ein Wasserrückhaltebecken entstehen sollte und dessen Planung noch ganz am Anfang stand, schien den Macks das Risiko zu hoch. Die erste Alternative Neuenburg scheiterte am Geld. Auf eigene Kosten sollten die Freizeitpark-Investoren eine Zufahrt unter der Autobahn hindurch bauen. Für die Macks war das ein K.-o.-Kriterium.
Also Rust! Vor dem Schloss Balthasar gab es schon einen Märchenpark, und mit Otto Tiemann, einem erfolgreichen Schausteller aus Hamburg und Kunde der Waldkircher Firma Mack, die seit den 1920er Jahren neben Schaustellerwagen auch Achterbahnen baute, fand man einen Mitbetreiber. Der Europa-Park als Schaufenster zur Präsentation der Mack-Produkte, das war die Idee.
Eine Idee, die zündete, wenn auch zunächst anders als von den beiden Gründern geplant. Denn eigentlich sollte Otto Tiemann die Regie im Europa-Park übernehmen. Er starb aber kurz vor der Eröffnung im Juli 1975. Die Macks standen plötzlich alleine da – und sie machten's alleine. Franz Mack führte das Stammhaus in Waldkirch, Roland, gerade mit dem Maschinenbaustudium fertig und eigentlich auf eine Zukunft bei Mack Rides in Waldkirch fokussiert, übernahm die Verantwortung im Park. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte für das Unternehmen und den Ort Rust. Im Jahr der Eröffnung kamen 250.000 Besucher, ein Jahr später bereits 700.000, 1978 knackte der Europa-Park erstmals die Millionengrenze. Heute sind es mehr als sechs Millionen Besucher jedes Jahr.
STARKE FAMILIE
Die Erfolgsgeschichte schrieb sich aber von Anfang an nicht von alleine. „Alles, was zwei Hände hatte, musste mit anpacken“, beschreibt heute Roland Mack mit einem Lächeln die Gründerzeit. Von Anfang an mit dabei war auch Ehefrau Marianne – tagsüber an der Hauptkasse, abends in der Buchhaltung und ganztags Mutter. Als Roland und sein Bruder Jürgen Mack, der nach dem Studium selbstredend auch in das Europa-Park-Unternehmen einstieg, den Freizeitpark zur Destination weiterentwickeln wollten mit Restaurants und Hotels, aber keinen Partner fanden, reagierten sie auf das Problem, wie sie es beim Start gelernt hatten: selbermachen. Die Macks wurden Gastronomen und Hoteliers. Und seit 2019 sind sie auch Betreiber eines Spaßbads.
IMMER WEITER
Und die Geschichte wurde weitergeschrieben, Rückschläge inklusive. Im Mai 2018 zerstörte ein Brand die Attraktion „Piraten von Batavia“. Für Roland Mack war es die bisher schwärzeste Stunde in der Park-Geschichte. „Das Fahrgeschäft habe ich damals noch mit meinem Vater aufgebaut. Immer wieder habe ich selbst noch Details hinzugefügt und dann steht man fünf Meter daneben und muss zusehen, wie alles niederbrennt“, erinnert er sich im Interview.
Ein zweiter Brand wütet 2023 im österreichischen Themenbereich. Im Sommer 2024 ist aber auch diese Wunde geheilt und der weil auch komplett Neues entstanden: Kroatien mit der Voltron-Achterbahn, der 14. im Park. Und im Interview mit einer Schweizer Zeitung erklärte Roland Mack unlängst, dass die Pläne für zwei neue Hotels schon Baureife hätten. An der Erfolgsgeschichte Europa-Park ist längst noch nicht das letzte Kapitel geschrieben – und Roland Mack hat sicherlich seinen letzten Punkt noch nicht gesetzt.
Von Klaus Fischer