Der Fotojournalist Tobias Hauser spricht im Interview über sein Erfolgsgeheimnis, prägende Erlebnisse sowie die Highlights der diesjährigen Mundologia. Das größte Vortragsfestival Mitteleuropas für Fotografie und Reise zieht jedes Jahr rund 20.000 Besucher an.
Herr Hauser, Mundologia ist das spanische Wort für Weltkenntnis. Wie schaffen Sie es, den Zauber eines Landes in den Vortragssaal und die Ausstellungen zu holen?
Hauser: Wir investieren viel Zeit in die Programmzusammenstellung. Die Qualität der Reportagen muss stimmen. Wichtig sind Authentizität und Bühnenpräsenz der Referenten und Referentinnen, die Qualität der Fotos und Geschichten. Es müssen nicht immer alle Kriterien erfüllt sein. Wenn die Geschichten sehr spannend und mitreißend sind, lassen sich weniger gute Aufnahmen verschmerzen. Andere sind großartige Fotografen mit einer sensationellen Bildsprache. Die Themen sind sehr unterschiedlich. Mal geht es um Mut, um das Ausloten der eigenen Grenzen, so wie in ,,Anderswo in Afrika" von Anselm Pahnke, mal steht ein Land und seine Besonderheiten im Fokus, so wie bei ,,Australien - Ein Jahr Freiheit", von Aneta und Dirk Bleyer. Der Zauber entsteht nicht zuletzt durch die Fähigkeit der Vortragenden, ihre Liebe und Leidenschaft zu einem Thema zu vermitteln. Sie alle haben das gemacht, was sie selbst sehr reizt, was sie interessiert. Diese Begeisterung spürt man. Neben den Bildern sind eine gründliche Recherche, technisches Know-how und eine gute Dramaturgie für ein tolles Vortragserlebnis und die Vermittlung von Weltkenntnis ebenso entscheidend.
Wie entstand die Idee dazu?
Hauser: Mein Hauptanliegen bei der Festivalgründung vor 20 Jahren war es, die Menschen mit qualitativ hochwertigen Vorträgen zu begeistern. Damals gab es in Freiburg häufig Diavorträge, die so schlecht waren, dass man sie kaum ansehen konnte. Ich war mit meinen Kuba- und Neuseeland-Vorträgen auf Tournee und wollte Kollegen und Kolleginnen, aber auch Extremsportlern, eine Plattform bieten, auf der sie von ihren Reisen und Abenteuern erzählen können. Damit verbunden gleichzeitig der war Wunsch, Wissen über unsere Erde, über fremde Länder, Kulturen und Ökosysteme auf besondere Weise weiterzugeben - nämlich sehr unterhaltsam und mitreißend, in großartigen Fotografien und authentischen Berichten, mit dem Referenten live auf der Bühne. Ich denke, mit der Mundologia-Reihe und dem jährlichen Festival ist mir das gemeinsam mit David Hettich gelungen.
Was treibt Sie nach 19 Jahren Mundologia noch weiter an?
Hauser: Unser Planet, die Natur, wir Menschen sind so vielfältig, dass es wohl so lange etwas zu entdecken und zu erfahren gibt, wie wir existieren. Mich begeistert, dass es immer wieder neue fesselnde Live-Reportagen gibt, die das zeigen.
Sie sind freier Reisejournalist - gibt es ein Land oder ein prägendes Erlebnis, das auch Ihren weiteren Weg beeinflusst hat?
Hauser: Viele Erlebnisse haben mich und meine Sicht auf die Welt geprägt. Oft sind es Begegnungen mit Menschen, den Schwefelarbeitern am Ijen-Vulkan in Indonesien, den Perlentauchern auf den Philippinen oder mit den Schildkrötenschützern in Costa Rica, die mich besonders interessieren und länger beschäftigt haben. Aber auch Naturerlebnisse wie das nächtliche Tauchen mit Haien vor der Isla del Coco oder Bergsteigen in den Alpen. Ich bin immer noch neugierig wie ein kleines Kind und freue mich über all das Schöne auf unserem Planeten. Darüber, aber auch über die Schattenseiten und Herausforderungen, berichte ich in meinen Vorträgen. Und wenn es mir gelingt ein Stück Weltkenntnis an die Zuschauer weiterzugeben, motiviert mich das, immer wieder auf der Suche nach guten Geschichten auf Reisen zu gehen.
Für den Vortrag ,,Die geilste Lücke im Lebenslauf" von Nick Martin gibt es sogar einen Zusatztermin. glauben Sie, fasziniert die Besucher an dem bekannten Abenteurer? Was
Hauser: Es fängt schon beim Titel an: ,,Die geilste Lücke im Lebenslauf". Jeder weiß sofort, was gemeint ist. Viele haben den Traum sich eine Auszeit zu nehmen, auszubrechen aus den Zwängen des Alltags und des Berufslebens und einmal etwas ganz anderes zu wagen. Nick Martin kann da ein Vorbild sein, eine Inspiration. Er hat tolle Bücher geschrieben, ihn live zu erleben ist ebenfalls spannend, da er eine einzigartige Bühnenpräsenz hat.
Welche weiteren Highlights gibt es auf dem Festival zu entdecken?
Hauser: Unser Stargast ist in diesem Jahr Bertrand Piccard. Zweimal mussten wir pandemiebedingt seinen Auftritt verschieben, nun kommt er endlich nach Freiburg. Piccard hat mit dem ersten Nonstop-Ballonflug rund um die Welt und der Erdumrundung in einem Solarflieger Luftfahrtgeschichte geschrieben. Wir freuen uns außerdem auf den neuen Vortrag von Michael Martin „Terra", auf Tobias Woggon, der mit dem Mountainbike im hohen Norden unterwegs war und auf Johannes Schwarz der in „Via Alpina Sacra" vom längsten und härtesten Pilgerweg durch die Alpen berichtet.
Die Mundologia setzt sich auch für den Klima- und Umweltschutz ein - wie sieht dieses Engagement aus?
Hauser: Jedes Jahr unterstützen wir ein Projekt, das sich vor allem für den Schutz der Artenvielfalt und der Natur einsetzt. In diesem Jahr wollten wir gezielt ein Projekt bei uns vor der Haustür unterstützen, denn auch hier ist Arten- und Naturschutz sehr wichtig. Mit unserem Nachhaltigkeitspartner Bad Dürrheimer spenden wir in diesem Jahr 7000 Euro an den NABU Südbaden für den Schutz des Naturschutzgebietes Bremgartener Wiesen, einem besonderen Lebensraum für selten gewordene Tiere und Pflanzen.
Tobias Hauser aus Freiburg entdeckte seine Liebe zur Fotografie auf einer Reise nach Amerika. Seither hat er seinen ganz eigenen fotografischen Stil entwickelt und ist seit mehr als 25 Jahren mit eigenen Live-Reportagen im deutschsprachigen Raum präsent.
Mundologia
Wann: 2. bis 5. Februar, Messebeginn 3. Februar, 15 Uhr
Wo: Konzerthaus Freiburg
Was: 17 Fotoreportagen, zwölf Seminare, Messe mit mehr als 70 Firmen, zwei Fotoausstellungen Eintritt: Mit einem Vortrags- oder Seminarticket ist der Eintritt zu Messe und Ausstellungen kostenlos. Die Tickets dienen als Fahrschein im öffentlichen Nahverkehr.
Hinweis: Für ausverkaufte Veranstaltungen finden meist Zusatzvorstellungen statt.
Tickets mit Sitzplatzreservierung gibt es bei den Vorverkaufsstellen sowie online unter www.mundologia.de